Zuerst muss das Unkraut weg

Am zweiten Pflanztag der Gemüseakademie im Schulgarten der Grundschule Osterweddingen hilft Ackercoach Marco Herbort. Wichtig ist, dass die Kinder ein Gefühl für die Natur und die Lebensmittel bekommen.

VON UDO MECHENICH

OSTERWEDDINGEN.

„Da haben wir Einiges zu tun.“ Das war die erste Reaktion der Vorsitzenden des Fördervereins der Grundschule Osterweddingen, Liane Samland, als sie am zweiten Pflanztag in den Schulgarten kam. In der vergangenen Woche hatte die Gemüseakademie die Pflanzen angeliefert. Mit dabei waren Mais, Tomaten, Gurken, Zucchini und Kürbisse. Am Pflanztag wurden sie nun mit fachkundiger Hilfe von Ackercoach Marco Herbort in die Erde gebracht.


Knapp 15 Kinder aus der "Garten AG" des Horts wuseln am Pflanztag im Schulgarten umher. Manche haben einen Spaten mit langem Stiel in der Hand. Andere knieen in der Erde und harkten Unkraut aus. Wieder andere standen unter den Kirschbäumen am Eingang des Schulgartens und probierten die ersten roten Früchte.

In Sachsen-Anhalt gibt es 24 solcher Ackercoaches wie Herbort. Gemeinsam bringen sie mit Schülern Pflanzen in die Erde und legen mit ihnen die Beete an. Sie sind eine Art professionelle Unterstützung. Die Gemüseakademie stellt bei solchen Projekten die Pflanzen und das Saatgut. Herbort: „Wir geben ihnen Möhren und Radieschen, rote Beete und Palmkohl, Zwiebeln zum Stecken und Kartoffeln zum Legen mit. Alles, was für die Kinder erntbar ist, wollen wir ihnen so näher bringen.“ Hinzu komme, dass die Kinder die Tiere im Boden kennenlernen. „Wofür ist der Regenwurm gut? Was leisten die Käfer für die Pflanzen? Sie alle lockern die Erde auf und sorgen dafür, dass die Pflanzen mit ihren Wurzeln Nährstoffe aufnehmen können.“ Außerdem könne Bewegung an der frischen Luft und gemeinschaftliches Arbeiten sowie das Gespräch darüber nie falsch sein, so Herbort.

An der Gemüseakademie nimmt eine Gruppe aus der Kindertagesstätte und die Arbeitsgemeinschaft Garten aus dem Hort der Grundschule teil. Kai Helbich und Claudia Schrock leiten das Projekt insgesamt. „Am zweiten Pflanztag steht unter anderem das Einpflanzen auf unserer Agenda. Vorher müssen wir die Beete aber noch tüchtig umgraben", erklärte Helbich. Schon seit sechs Jahren leiten die beiden als Team die Arbeitsgemeinschaft Schulgarten. „Auch privat habe ich einen großen Garten. Mit der Arbeitsgemeinschaft möchte ich den Kindern zeigen, wie schön es ist, sich selbst in der Natur um seine Lebensmittel zu kümmern“, beschreibt Helbich seinen Antrieb.

Sophie Brand, Erzieherin im Hort, hilft auch im Schulgarten immer wieder mit. „Die Kinder gewinnen hier eine ganz praktische Beziehung zur Natur. Sie sehen, wie wichtig es ist, sorgsam mit den Pflanzen und der Natur umzugehen, denn nur so wachsen auch die Lebensmittel richtig heran und sehen nachher auch gut aus.“


„Ohne Eltern können solche Arbeitsgemeinschaften nicht funktionieren. Arbeitsgemeinschaften sind eine sinnvolle, praktische Ergänzung zum Unterricht. Es ist sehr schön, an der frischen Luft mit den Kindern im Beet zu stehen“, beschreibt Daniela Jürgens, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule, ihre Motivation. Sie ist die Mutter von Mateo (9), der in die dritte Klasse geht. Sie helfe sehr gerne ehrenamtlich auf diese Art und Weise mit. Da sie selbst einen Garten habe, gebe sie so ihr Wissen weiter.

Für Thea (9, Dodendorf) aus der 3a ist „genau das das Schöne. Hier arbeiten wir. Im Schulgebäude kommt es immer wieder vor, dass wir uns langweilen. Hier gibt es bei der Ernte dann Gemüse und Früchte. Am Ende weiß man, dass man es sogar eventuell selbst angepflanzt hat.“ Auch ihre Klassenkameradin Luise (9) findet Gartenarbeit „sehr toll. Da grabe ich auch gerne mal mit dem Spaten ein ganzes Beet um. Das habe ich von meiner Mama. Die macht das auch gerne.“


Fritz (8, Dodendorf) aus der 2b hilft gerne in der Arbeitsgemeinschaft mit. „Ich habe hier schon ein paar Tomaten geerntet. Auch Kirschen und Äpfel gab es schon.“ Sein Klassenkamerad Fiete (8, Osterweddingen) steht neben ihm und hat eine kleine Schaufel in der Hand. „Alle packen mit an, so wie sie können. Das ist doch besser, als wenn man die ganze Zeit nur still rumsitzt.“

„Es ist sehr wichtig, dass die Kinder wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, was gesunde Lebensmittel ausmacht, und wie man diese richtig verarbeitet. Unsere Früchte und das Gemüse wachsen nicht einfach nur in unserem Schulgarten, und wir schauen ihm dabei zu. Nein, wir verwerten es auch im Anschluss in der Arbeitsgemeinschaft Koch und Back“, erklärt Samland. Da wurde schon Kräutertee mit der Pfefferminze gemacht, hat man gemeinsam schon verschiedene Salate gegessen und mit den Äpfeln einen gedeckten Kuchen gebacken.

Jedes Kind erhielt am Ende des zweiten Pflanztages sein „Ackerdiplom“. Die Urkunde bescheinigt die Teilnahme an der Gemüseakademie. Nachgewiesen wurde das Pflanzen, Pflegen und Ernten von verschiedenen Gemüsesorten.